Vielleicht hast du auch noch die Bilder von der Gegendemo zum Bundesparteitag der AfD in Riesa im Januar dieses Jahres im Kopf? Zur Erinnerung: Ein von der Situation gestresst und überfordert wirkender Diensthund wurde von einem Polizisten ohne Notwendigkeit gegen eine Leitplanke gedrückt. Gegen den Diensthundeführer wurde Anzeige erstattet. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen.
Dies haben wir zum Anlass genommen, um uns das Wohl der Hunde bei der Ausbildung der Polizei genauer anzuschauen.
Im Juli 2020 wurde bei einer Übung während eines Diensthundeführer-Lehrgangs in Leipzig mit einem Stock unablässig auf einen Hund (Malinois) eingeschlagen. Die Kolleg*innen ermutigten dazu, das Tier zu misshandeln: „Mach druff jetzt auf das Vieh!“ Die Kriminalpolizei ermittelte wegen Verdachts auf Tierquälerei, das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Gegen den Chefausbilder der Chemnitzer Hundestaffel gab es kein Disziplinarverfahren. Im Gengenteil: Laut Aussage von Kolleg*innen soll er noch während den laufenden Ermittlungen befördert worden sein.
Neben dem genannten Vorfall gibt es mehrere Quellen, in denen Vorwürfe der Misshandlung während der Ausbildung von Diensthunden erhoben wurden. So beispielsweise auch bezüglich der kontrovers diskutierten Verwendung von Stachelhalsbändern. Im Jahre 2022 trat eine neue Tierschutz-Hundeverordnung in Kraft, welche die Verwendung von Halsbändern mit nach innen gerichteten, stumpfen Stacheln für alle Hunde – also auch Diensthunde – verbietet. Einige Polizeistellen der Länder legten diese Verordnung jedoch anders aus (Berlin), ignorierten diese vollkommen (Brandenburg), suchten nach Schlupflöchern (Hamburg) oder stellten Anträge im Bundesrat (Niedersachsen), sodass weiterhin von dem Einsatz der Stachelhalsbänder bei Diensthunden Gebrauch gemacht werden kann. Das Statement des Landestierschutzverbands dazu: Die verwendeten Stachelhalsbänder üben permanenten Druck auf den Hals aus, an dem die Luftröhre, zwei große Blutgefäße sowie lebenswichtige Nerven verlaufen und lehnt somit den Einsatz dieser Halsbänder vehement ab.
Ein anderes Beispiel für die Vorwürfe der Misshandlung spiegelt sich in dem Fall wider, über den der rbb 2024 berichtete. Die Vorwürfe wiegen schwer: Hunde wurden getreten, wenn sie nicht gehorchten, sie wurden mit verbotenen Würgeketten in Atemnot gebracht und sollen mit zwei Leinen in die Länge gezogen worden sein. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat die Ermittlungen übernommen.
Der Einsatz von Diensthunden bei Demonstrationen wirft erhebliche ethische und tierschutzrechtliche Fragen auf. Hunde sind in solchen stressigen und chaotischen Situationen oft überfordert, was zu erheblichem psychischen und physischen Stress führen kann. Laute Geräusche, unvorhersehbare Bewegungen und die Konfrontation mit Menschenmengen können zu einer starken Überlastung der Tiere führen. Besonders problematisch ist der Einsatz in aggressiven Szenarien, bei denen Hunde oft in Konflikten ohne ausreichende Kontrolle und unter Zwang handeln müssen. Dies verstößt oftmals gegen die Bedürfnisse der Tiere.
Wir finden, Hunde sollten als soziale und empfindsame Lebewesen nicht als Mittel zur Deeskalation von Konflikten missbraucht werden. Dies ist, wie man in den oben genannten Beispielen sieht, allerdings oft der Fall – zum Leidwesen der Tiere.
Leider gibt es keine übersichtlichen Studien bezüglich der Misshandlung von polizeilichen Diensthunden. Dies wäre jedoch notwendig, um eine vollständige Übersicht über den Status quo zu bekommen. So bleiben nur die vielen Berichte über Misshandlungen, die alle auf das Schärfste zu verurteilen sind. Im Tierschutzgesetz §1 heißt es: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen zufügen.“ Dies sollte unabdinglich gelten. Auch bei der Ausbildung von Polizeihunden.
Quellen:
Riesa:
https://www.berliner-zeitung.de/news/riesa-polizist-laesst-hund-auf-demonstranten-los-video-li.2288687 (letzter Zugriff: 29.06.2025)
https://www.fr.de/politik/strafverfahren-nach-eskalation-polizist-hetzt-hund-bei-anti-afd-protest-auf-demonstrant-zr-93510621.html (letzter Zugriff: 29.06.2025)
Leipzig:
https://www.tag24.de/leipzig/crime/polizisten-pruegeln-in-sachsen-brutal-auf-einen-hund-ein-1789189 (letzter Zugriff: 29.06.2025)
rbb-Bericht:
https://www.instagram.com/reel/C6k4ywbp0Rm/ (letzter Zugriff: 29.06.2025)
Stachelhalsband:
https://taz.de/Neue-Regeln-auch-fuer-Polizeihunde/!5832846/ (letzter Zugriff: 29.06.2025)
https://www.rundschau-online.de/welt/kritik-an-schutzhunde-ausbildung-duerfen-polizeihunde-gewuergt-werden-134552 (letzter Zugriff: 29.06.2025)
https://www.t-online.de/klima/leben-umwelt/id_91511482/gewalt-gegen-polizeihunde-weshalb-die-polizei-fuer-stachelhalsbaender-kaempft.html (letzter Zugriff: 29.06.2025)
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/warum-die-polizei-stachelhalsbaender-bei-schutzhunden-braucht-17720924.html (letzter Zugriff: 29.06.2025)