6 Demos gegen Tierausbeutung bei Circus Krone in Tübingen

Von Freitag letzter Woche bis Mittwoch dieser Woche gastierte Circus Krone in Tübingen – einer der größten verbliebenen Zirkusse Deutschlands, welche noch Wildtiere mit sich führen. Das Schwäbische Tagblatt hatte dies im Vorfeld groß angekündigt und unkritisch die selbstverteidigende Argumentation dieses Zirkusses übernommen. Auch hat Circus Krone bereits zwei Wochen vor den Vorstellungen ganz Tübingen mit seinen Plakaten zugeklebt.

All dies konnten wir freilich nicht einfach stillschweigend akzeptieren. Deshalb haben wir insgesamt sechs Kundgebungen, zu Beginn der Zirkusvorstellungen über jeweils eineinhalb Stunden vor dem Eingang des Zirkusses angemeldet, im Tagblatt in Form eines Leserbriefs angekündigt und dann natürlich auch abgehalten. In diesem Leserbrief mit dem vom Tagblatt vergebenen Titel „Qual der Tiere“ - wir würden ihn eher "Das Tagblatt und die Tierquälerei im Circus Krone" nennen - , in dem das Tagblatt uns auf's Neue fälschlicherweise als "Tierschützer" statt als "Tierrechtler" bezeichnete, hatten wir u. a. darauf aufmerksam gemacht, dass nicht nur die breite Mehrheit der deutschen Bevölkerung, sondern auch die Bundestierärztekammer und der Bundesrat für ein Wildtierverbot im Zirkus sind. Viele Länder, v. a. in der EU, wie beispielsweise Österreich haben Wildtiere im Zirkus schon verboten oder stark eingeschränkt. Doch der Deutsche Bundestag hat diese Aufgabe, die ihm der Bundesrat bereits 2003 erteilt hat, leider immer noch nicht umgesetzt.

Wir sprachen weitere Punkte an, die neben dem Tierrechtsaspekt Grund für ein Wildtierverbot im Zirkus sind:

Die Kunststücke, die die Tiere im Zirkus vorführen, machen sie nicht, weil es ihnen Spaß macht, sondern weil sie sonst von den Dompteuren mit Haken, Peitschen, Stöcken oder Elektroschockern bestraft werden. Auch gerade bei den großen, renommierten Zirkussen wie eben gerade Circus Krone sind Verstöße gegen das Tierschutzgesetz an der Tagesordnung. Ein Bußgeldbescheid gegen Christel Sembach-Krone über 2.500 Euro wurde verhängt. Dagegen hat sie Widerspruch eingelegt. Der Grund des Bußgeldbescheids: „Mängel in der Haltung der Elefanten“. Sie seien mittels „Fußfesseln fixiert“ gewesen. Vier Tiere zeigten „Verhaltensauffälligkeiten in Form des Webens“. Ein Elefant sei während der Vorführung sogar zu „einem Kopfstand motiviert“ worden. Die Pressesprecherin des Circus Krone verklärte in einem Gespräch mit uns Aktivisten das Weben der Elefanten als angebliche Ungeduld auf die anstehendeVorstellung. Auch andere pathologische Verhaltensanomalien sind im Zirkus zu beobachten: Tiere laufen in ihren Käfigen ständig auf und ab, gehen im Kreis oder beißen in Stangen. Die Form der Gefangenschaft im Zirkus ist extrem. Die Tiere müssen ständig verladen und transportiert werden. Die Wintermonate verbringen die kälteempfindlichen Tiere meist ohne jeglichen Auslauf in zugigen Lagerhallen angekettet oder im engen Käfigwagen, in dem sie sich oft genug nicht mal aufrichten können. Während der Zirkus-Tournee werden die Tiere für die Besucher in Zelten und Boxen ausgestellt. Die Pressesprecherin des Zirkusses war so freundlich, zwei von uns Aktivisten eine Führung zu den Tieren zu gewähren. Dabei verlautbarte sie Sätze wie: „Wenn sie [die Tiger] Futter bekommen, bewegen sie sich keinen Meter. […] Also Löwen bewegen sich imgrunde nur für die zwei F. [...] Fressen.. und das andere ist zu ordinär. […] Wildtiere stehen nicht auf und gehen morgens joggen. […] Tatsache ist, dass wenn sie [die Wildtiere] Futter und einmal am Tag oder zwei Mal am Tag mit der Vorstellung beschäftigt werden, wo die Jagd simuliert wird, dass das imgrunde schon ausreicht. Also wenn man wesentlich mehr noch macht, dann werden sie schon zu viel beansprucht.“ Hier wird ein Bild der Tiere konstruiert, welches zwar mit den Maßstäben des Zirkuslebens konform gehen mag, aber mit der Realität nichts zu tun hat. Faktisch ist das Revier eines Löwenrudels in freier Wildbahn 20 bis 4001, das von asiatischen Elefanten etwa 113 und das von afrikanischen Elefanten 1975 km² groß2. Generell benötigen Wildtiere einen sehr großen Auslauf und verschiedenste Bewegungsmöglichkeiten, welche ihnen im Zirkus nicht ansatzweise geboten werden können. Die Gefangenschaft der Tiere wird seitens des Zirkusses geradezu zynisch verklärt, das Bedürfnis dieser Tiere nach selbstbestimmter Bewegung in der Natur völlig ignoriert.

2011 scheiterte Circus Krone in der Berufungsinstanz, in der sie die Veröffentlichung von teils mit versteckter Kamera gedrehter Videoaufnahmen von ihrer Tierhaltung verbieten lassen wollten. Undercover-Aufnahmen der Tierrechtsorganisation PETA von 2008 belegten, dass bei der Haltung vieler der Tiere sowohl im Münchner Winterquartier als auch während der Zirkustourneen nicht einmal die tierschutzrechtlichen Mindestanforderungen eingehalten wurden. Erst massiver Druck der zuständigen Münchner Behörde bewirkte, dass Circus Krone seine Tierhaltung verbesserte, bei der er sich nun an ca. 100 Auflagen halten muss. Seit dem steht Circus Krone zudem unter strenger Beobachtung der städtischen Amtstierärzte.

Schließlich wiesen wir die Zirkusbesucher auf die zahlreichen Alternativen hin, denn es gibt mit Zirkussen wie etwa Zambaioni, Waldoni, Cirque Du Soleil, monti oder Salomé einige, in denen keine Tiere missbraucht werden.

Leider konnten wir vor Ort niemanden davon überzeugen, nicht in die geplante Vorstellung zu gehen, jedoch konnten wir mehrere intensive Gespräche führen und auch in zahlreichen weiteren Fällen sind wir uns sicher, dass sich die Zirkusbesucher entweder bereits während der Vorstellung oder spätestens danach etwas mehr Gedanken machen werden, was sie mit ihrem Geld unterstützen wollen und was nicht.

Im Gegensatz zu den Zirkusleuten selbst gab es von Seiten der Zirkusbesucher auch sehr aggressives Auftreten und aus unserer Sicht reaktionäre Meinungen, welche uns von Zirkusbesuchern entgegengebracht wurden, doch die große Mehrzahl der Besucher nahm unseren Flyer gerne entgegen. Neben den Flyern verbreiteten wir mit einem großen Banner die Botschaft: "Artgerecht ist nur die Freiheit - für Menschen und Tiere".

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